Neue Größe
4.

Bewährung in der Krise und bestens gerüstet für die Zukunft

Nach Jahren des scheinbar unaufhaltsamen Aufschwungs waren die 1970er Jahre in Westdeutschland geprägt von einer Rezession, innenpolitischem Terror und einem tiefgreifenden gesellschaftlichen Wandel. Der Neubau der BÄKO in Taufkirchen als „Garant für die Zukunft des Bäckerhandwerks“ unterstrich die zukunftsorientierte Ausrichtung der BÄKO, die sich für alle Aufgaben bestens gerüstet zeigte.

Zwischen Westintegration und linkem Terror

Außenpolitisch sind die ersten Jahre der sozialliberalen Koalition geprägt durch die Ostpolitik Willy Brandts, den „Wandel durch Annäherung“ gegenüber der Sowjetunion und die „Politik der kleinen Schritte“ im Umgang mit der DDR.

Innenpolitisch stand eine Reihe wegweisender gesellschaftspolitischer Reformen auf der Agenda der Regierung. Neben einer umfassenden Bildungsreform wurde die Gleichstellung der Frau im Ehe- und Familienrecht gefördert, der Ausbau der sozialen Sicherheit vorangetrieben sowie der noch heute umstrittene § 218 des Strafgesetzbuchs liberalisiert.

Gleichzeitig musste sich die Bundesrepublik, im krassen Kontrast zur Parole „Mehr Demokratie wagen“, aufgrund des Terrors der RAF große Sorgen um die innere Sicherheit machen und reagierte unter anderem mit dem 1972 in Kraft getretenen Radikalenerlass zur Überprüfung von Bewerbern im Öffentlichen Dienst auf deren Verfassungstreue.
Menschen mit Flugblättern zur RAF-Fahndung, 1977
Erfurter Gipfeltreffen zwischen Bundeskanzler Willy Brandt (2. v. l.) und dem Ministerpräsidenten der DDR, Willi Stoph (4. v. l., stehend), 1970
Unterzeichnung des Grundvertrags, 1972
Kniefall von Willy Brandt vor dem Ehrenmal für die Helden des Warschauer Ghettos, 1970

Vom Boom zur Rezession

Nach dem scheinbar unaufhaltsamen wirtschaftlichen Aufschwung, nur getrübt durch einen kurzfristigen Einbruch 1966/67, starten die 1970er Jahre mit der Hoffnung auf anhaltende wirtschaftliche Stabilität. Diese Erwartungen wurden jedoch bitter enttäuscht. In der ersten Hälfte der 1970er Jahre mehrten sich die Anzeichen für eine Krise und das Ende des Booms. Zunächst fiel das Wirtschaftswachstum zwischen 1970 und 1973 weniger stark aus als in den Jahren 1967 bis 1969. Die folgenden beiden Jahre waren geprägt von steigender Arbeitslosigkeit, einem stagnierenden Bruttosozialprodukt und einer Inflation, die bis 1973 auf 7 Prozent stieg.

Der Zusammenbruch des nach dem Zweiten Weltkrieg installierten Bretton-Woods-Systems, eine internationale Währungsordnung mit Wechselkursbandbreiten, im Jahr 1973 trieb die Inflation an. Das Ende der festen Wechselkurse führte zu steigenden Zinsen, die D-Mark gewann gegenüber dem US-Dollar rasant an Wert. Dadurch verteuerten sich die Exporte und beendeten den bisherigen deutschen Aufschwung.
Der im Herbst 1973 ausgebrochene Jom-Kippur-Krieg zwischen Israel und mehreren arabischen Staaten hatte die Drosselung der Öllieferungen an die westlichen Staaten zur Folge. Die Abhängigkeit der rohstoffarmen westlichen Staaten wurde hierbei besonders deutlich und der Preis für Erdöl erhöhte sich drastisch. Der Ölpreisschock führte den Westen in eine schwere Rezession. Zuvor unvorstellbare Bilder prägen in der Erinnerung diese Jahre. Fahrräder und Spaziergänger auf Autobahnen an autofreien Sonntagen und von Pferden gezogene Pkw. Gleichzeitig richtete der „Club of Rome“, ein Zusammenschluss von Wissenschaftlern und Industriellen, mit seinem alarmierenden Bericht über die „Grenzen des Wachstums“ den Blick auf die drohende Erschöpfung der natürlichen Lebensgrundlagen in den kommenden einhundert Jahren.
Esso-Tankstelle schließt am autofreien Sonntag die Zapfsäulen, 1973
Autofahrerin während der Ölkrise, 1973

Ein wegweisender Zusammenschluss

Der in allen Wirtschaftsbereichen vorherrschende Drang zur Rationalisierung und Konzentration beeinflusste auch die Geschäftstätigkeit der ELBIM. Am 1. Oktober 1969 kam es zu einer wegweisenden Entscheidung, die die Genossenschaft bis heute prägt. Durch den Zusammenschluss der ELBIM mit der bis dato in der Landsbergerstraße beheimateten Konditoreneinkauf AG wurde die ELBIM zur BÄKO: Bäcker- und Konditoren-Einkauf München (ELBIM) eG. Auch durch diesen Zusammenschluss setzte sich das stetige Umsatzwachstum weiter fort.

Der Vizepräsident des deutschen Konditorenhandwerks, Max Eichele, kommentierte den erfolgreichen Zusammenschluss zwei Jahre später mit einem Wortspiel über den seit 1968 amtierenden geschäftsführenden Vorstand Bruno Simmel:

Nachdem Simmel wußte, wo er bei uns den Most holt und wir merkten, mit welch gutem Kaufmann wir es zu tun hatten, wurde aus dem Zusammenschluß für beide Seiten ein voller Erfolg.

Geschichte der Konditoren-­Innung München/Oberbayern

Bereits wenige Wochen vor dem Inkrafttreten der Gewerbefreiheit im Jahr 1879 schlossen sich Münchner Konditoren zu einer „Freien Innung“ zusammen. Nur wenige Jahre später gründete sich zudem der Bayerische Konditoren-Verein, aus dem im Jahr 1900 der Verband Bayerischer Konditor-Innungen hervorging. Im Jahr 1887 dehnte die Freie Konditoren Innung München ihre Tätigkeit auf Oberbayern aus. Da die Mitgliedschaft freiwillig war, schlossen sich jedoch nur wenige Konditoren an. Erst durch das Gesetz betreffend die Abänderung der Gewerbeordnung vom 26. Juli 1897 wurde die Zwangsmitgliedschaft durchgesetzt. Nach dem fachlichen Zusammenschluss folgte 1923 die selbstständige Einkaufsorganisation der bayerischen Konditoren. 
Gratulation der BÄKO zum 100-jährigen Jubiläum der Konditoren-Innung München/Oberbayern im Jahr 1979

Ein neues Haus für die BÄKO: Ein „Dokument für den Selbstbehaup­tungswillen des deutschen Bäcker­handwerks schlechthin“

Der verstärkte Wettbewerb, steigende Personalkosten und der stetige Zuwachs an Aufgaben sowie ein Anstieg des Umsatzes ließen einen rationellen Arbeitsablauf in den Geschäftsräumen in der Maistraße 14 nicht mehr zu. Um auch weiterhin ein „Garant für die Zukunft des Bäckerhandwerks“ zu sein, entschied sich die BÄKO für die Errichtung ihres ersten eigenen Geschäftshauses.

Auf der Suche nach einem geeigneten Gebäude wurde die BÄKO in Taufkirchen fündig. Zunächst entzweite die Standortfrage die Gemüter: Die Münchner Mitglieder wollten ihre Genossenschaft unbedingt in der Stadt München behalten. Doch die verkehrsgünstige Lage sowie ein 23.000 Quadratmeter großes Grundstück in Taufkirchen sprachen ebenso klar für diesen Standort wie die deutlich niedrigeren Grundstückspreise. Der Kauf wurde mit Vertrag vom 14. Januar 1970 besiegelt, der Spatenstich zum Neubau erfolgte am 8. Juni 1970, das Richtfest konnte am 20. November 1970 begangen werden.

Nach nur zehn Monaten Bauzeit konnten am 25. Juni 1971 die Schlüssel für das neue Geschäfts- und Betriebsgebäude der BÄKO, der größten BÄKO-Genossenschaft des Bundesgebiets, in Taufkirchen in Anwesenheit von 500 Gästen übergeben werden.
Neben den Geschäftsräumen (Sitzungszimmer, Chef-Zimmer, Funktionsraum, Sekretariat, Personal-Abteilung, Produktbereich Maschinen, Produktbereich Rohstoffe, Produktbereich Handelsware, Produktbereich Frischdienst, Auftragsverarbeitung, EDV, Buchhaltung, Registratur) beherbergte die neue Zentrale ein Selbstabholerlager für Bäckereien und Konditoreien, Gaststätten und Pensionen. Auf 1.200 Quadratmetern bot es den BÄKO-Mitgliedern eine große Auswahl aus mehr als 6.000 Artikeln. Das 6.300 Quadratmeter große Warenlager wurde in Zusammenarbeit mit der Rationalisierungsgemeinschaft des Deutschen Handels entwickelt, die Waren nach der Umschlaghäufigkeit aller Artikel angeordnet.

Eine eigene Werkstatt bot zusätzlich zur Reparatur von Bäcker- und Konditorenmaschinen ebenso den technischen Kundendienst inklusive eines Service mit Austauschmaschinen.

In einem Ausstellungsraum konnten sich Mitglieder in einer Musterbackstube über die neuesten Backgeräte informieren, auf den aktuellen Stand der Technik bringen und erhielten so Anregungen für den eigenen Betrieb.

Auch eine Waschgarage sowie eine Tankstelle für die BÄKO-­Wagen, aber auch für Kunden und Mitglieder standen in Taufkirchen zur Verfügung.
  • Werbebild der BÄKO
  • Bruno Simmel bei der Grundsteinlegung des BÄKO-Geschäftshauses in Taufkirchen am 9. September 1970
  • Baustelle der ELBIM in Taufkirchen
  • BÄKO-Gebäude in Taufkirchen
  • Büroräume der BÄKO in Taufkirchen
  • BÄKO-Lager in Taufkirchen
Im Rahmen der feierlichen Eröffnung der neuen Zentrale im Stauraum für ankommende Waren der Lagerhalle betonte Bruno Simmel, dass der Neubau nicht nur dem stetig wachsenden Umsatz geschuldet sei, sondern vielmehr notwendig, um der künftigen Entwicklung gerecht zu werden, die nicht mehr allein in dem Warenvertrieb gesehen werden könne: „Wenn wir den Auftrag als Genossenschaft erfüllen wollen, haben wir in Zukunft noch mehr Betreuungsaufgaben zu übernehmen – angefangen von der Beratung des Sortiments im Verkaufsraum des BÄKO-Fachgeschäftes bis zur Planung mit der Standortanalyse und der zu erwartenden Kundenstrukturen.“
BÄKO-Lager in Taufkirchen
Eröffnungsfeier in Taufkirchen am 25. Juni 1971

„BÄKO München reicht ihren Mitgliedern die Hand zu einer Zusammenarbeit“

Der sich verschärfende Wettbewerb in der Lebensmittelproduktion und im Handel stellte die Vorzüge eines Zusammenschlusses, nicht nur zur gemeinsamen Marktbeobachtung, abermals unter Beweis. Die selbstständigen Bäckerei- und Konditorenbetriebe sahen sich einer verstärkten Konkurrenz durch industriell produzierende Backbetriebe ausgesetzt. In einer Genossenschaft konnten die Vorteile eines Großunternehmens mit den Vorzügen des Klein- und Mittelbetriebs kombiniert werden: Großeinkauf, wirtschaftliches Know-how, Standortanalysen und gemeinsame und gezielte Werbemaßnahmen einerseits, individuelle Betriebsführung, Spezialisierung, frische und qualitativ hochwertige Waren, Beweglichkeit, kurze Transportwege und schnelle Lieferung andererseits.

Zur zunehmenden Konkurrenz durch Industrieunternehmen und Supermärkte mit Selbstbedienungstheken für Backwaren kam die demografische Entwicklung, die ab Ende der 1960er Jahre eine entscheidende Wendung nahm. Nach dem sogenannten „Babyboom“ Ende der 1950er, Anfang der 1960er Jahre folgte Ende der 1960er Jahre mit der Markteinführung der hormonellen Verhütung der sogenannte „Pillenknick“. Während westdeutsche Frauen zwischen 1950 und 1960 durchschnittlich 2 bis 2,5 Kinder zur Welt brachten, sank dieser Durchschnittswert bis 1975 auf 1,5 Kinder. Dem zunehmenden Mangel an Arbeitskräften trat die Bundesrepublik ab Mitte der 1950er Jahre durch sogenannte „Anwerberabkommen“ mit südeuropäischen Ländern entgegen. Gleichzeitig zu dem Bevölkerungsrückgang stieg die durchschnittliche Lebenserwartung, und auch die Familien- und Arbeitsstrukturen veränderten sich gravierend. 
Ein- und Zweipersonenhaushalte nahmen ebenso zu wie der Anteil der weiblichen Erwerbstätigen an der Erwerbsbevölkerung. Die Zahl der Einpersonenhaushalte stieg von 1950 bis 1980 von 19 auf knapp 28 Prozent, und auch die Gruppe der über 60-Jährigen hat in dieser Zeit merklich zugenommen.

Die Lebensräume der Westdeutschen unterlagen ebenfalls einem nachhaltigen Wandel. Nachdem zwischen 1950 und 1960 in Westdeutschland 5 Millionen neue Wohnungen, davon 60 Prozent Sozialwohnungen, gebaut worden waren, war der Wohnungsbau in den Innenstädten ans Limit gekommen. Die Bautätigkeit verschob sich an die Randgebiete, immer mehr Erwerbstätige erfüllten sich den Traum vom Eigenheim im Grünen und pendelten zu ihrer Arbeitsstätte in die Städte.

Hierdurch veränderten sich auch das Konsumverhalten der westdeutschen Bevölkerung und damit die Ansprüche an das Bäcker- und Konditorenhandwerk. Es musste sich zunehmend auf die Bedürfnisse der Ein- und Zweipersonenhaushalte und Außer-Haus-Verpflegung einstellen.
Titelblatt des Bayerischen Bäckermeisters vom 30. Juli 1971
Profitieren konnten von dieser Entwicklung vor allem Cafés und Restaurants, aber auch Supermärkte, da der Verzehr der Mahlzeiten immer mehr direkt an den Einkaufsquellen stattfand. Gleichzeitig boten die veränderten Wohnverhältnisse und die Entstehung sogenannter „Trabantenstädte“ Bäcker- und Konditorenbetrieben neue Möglichkeiten der Expansion oder aber den ersten Schritt zur Selbstständigkeit. Hinzu kamen die steigenden Mieten in den Innenstadtlagen, die Bäckerbetriebe dazu zwangen, ihre Produktionsstätten in die Umgebung zu verlagern und in der teuren Innenstadtlage nur noch eine Filiale zu betreiben. Sowohl bei der Standortanalyse und den Ladenneubauanalysen als auch bei der indirekten Vermittlung von Gründerkrediten unterstützte die BÄKO ihre Mitglieder. Hinsichtlich der Beratung beim Umbau der Ladenlokale gab die BÄKO an, dass diese bei ihren Mitgliedern eine durchschnittliche Umsatzsteigerung von 25 bis 30 Prozent zur Folge hatten. Im Zuge ihrer Beratung betonte die BÄKO immer auch das Alleinstellungsmerkmal der Bäcker- und Konditorenbetriebe, die nicht nur eine besondere Vielfalt an Brotsorten („Der Verbraucher wünscht die Abwechslung!“), sondern auch eine besondere Frische und hohe Qualität bieten konnten. Unterstützt wurden die Mitglieder mit einem diversifizierten Betreuungsangebot: mit der Beratung des Sortiments im Verkaufsraum, der richtigen Größe der Einrichtung und der Anwendung von Maschinen für Backstuben sowie Kunden- und Reparaturdienst. 
Gerade der Einsatz von Maschinen nahm immer weiter zu. Die technologische Entwicklung, die zwischen 1970 und 1973 die industrielle Produktion um 13 Prozent steigen ließ, führte zu einer Abnahme der Beschäftigungszahl um 2,7 Prozent. Der rasante technologische Wandel, die „3. Industrielle Revolu­tion“, führte zu Einsparungen an Material, Energie, Arbeit und Kapital. Der Anteil manueller Arbeit verringerte sich kontinuierlich, die Mechanisierung nahm deutlich zu und veränderte auch das Berufsbild des Bäckers nachhaltig. Zuvor körperlich strapaziöse Aufgaben konnten nun zunehmend von technischen Geräten erledigt werden.

Zwar stieg der bundesweite Umsatz des Bäckerhandwerks von 9,8 Mrd. D-Mark in den 1970er Jahren auf 15 Mrd. D-Mark, gleichzeitig setzte sich ein Trend zur Abnahme der Bäckereibetriebe fort. Während 1970 bundesweit noch 42.000 selbstständige Bäckereibetriebe bestanden, waren es 1979 nur noch 35.500. Neben dem verschärften Wettbewerb litt das Bäckerhandwerk spätestens seit Ende der 1960er Jahre unter einem wachsenden Personalmangel. Die Zahl der bundesweit in Bäckereibetrieben Tätigen sank zwischen 1963 und 1974 von knapp 215.000 auf 191.000, um in den Folgejahren wieder auf 203.000 zu steigen.
Generalversammlung der BÄKO am 30. Juni 1971

„Aufstieg vom einstigen Verkaufslager
zur größten Bäckergenossenschaft des Bundesgebiets“

Nach dem Höchststand im Jahr 1963 setzte sich folglich auch bei der BÄKO der Trend zur Verminderung der Mitgliederzahl von Jahr zu Jahr fort: Von 1.415 im Jahr 1963 sank diese auf 1.111 im Jahr 1975, bis 1977 unter 1.000, um 1978 wieder leicht auf 1.014 zu steigen. Gleichzeitig reduzierte sich auch die Zahl der bayerischen Bäckereigenossenschaften drastisch. Während die Anzahl zwischen 1945 und 1960 relativ moderat von 35 auf 30 gesunken war, nahm sie bis 1976 auf nur noch zwölf ab. Von diesen zwölf bayerischen Bäckerei­genossenschaften lag die BÄKO mit 74 Mio. D-Mark Umsatz auf dem ersten Platz. So konnte sie an ihrem 50. Geburtstag, den die BÄKO mit einigen noch lebenden Gründungsmitgliedern und zahlreichen weiteren Gästen im Hotel Bayerischer Hof feierte, auf eine äußerst erfolgreiche Unternehmensentwicklung zurückblicken. Die Einkaufsgenossenschaft hatte sich zu einem modernen, straff geführten und marktgerechten Großunternehmen entwickelt.
Artikel über die Jubiläumsfeier der BÄKO in Der Bäckermeister vom 1. Juni 1973

Zukunfts­gerichtete
Führung

Heinrich Traublinger jun., Mitglied des BÄKO-Aufsichtsrats ab 1971, dessen Vorsitzender von 1982 bis 1998. Von 1999 bis 2010 stand er der BÄKO als Sprecher des Vorstands vor.
Heinrich Traublinger sen. (l.), Vorstand der ELBIM/BÄKO von 1967 bis 1982, und Bruno Simmel, Geschäftsführender Vorstand der ELBIM/BÄKO von 1968 bis 1995

Marketing, Ausbau der Beratungstätigkeit sowie der Produktpalette

Schon seit mehreren Jahren betonte die BÄKO gegenüber ihren Mitgliedern, wie wichtig ein modernes, zielgerichtetes Marketing für Bäcker- und Konditorenbetriebe im wachsenden Wettbewerb, nicht nur um Kunden, sondern auch um Personal sei. Denn der Beruf des Bäcker- und Konditorenmeisters wurde zunehmend als zu traditionell, gar altmodisch gesehen. Als eine ihrer Aufgaben sah es die BÄKO daher, in einer Marketingstrategie darzulegen, dass es sich jedoch nicht um einen aussterbenden, sondern vielmehr sehr modernen Beruf handle.

Zur Unterstützung ihrer Mitglieder gründete die BÄKO im Jahr 1973 die „Bäcker- und Konditoren-Marketing und Betreuung GmbH“, kurz „Marketinggesellschaft“. Gesellschafter war neben der BÄKO die Münchner Bäcker-­Innung. Geschäftsführer war der jeweilige Obermeister und geschäftsführendes Vorstandsmitglied der BÄKO. Sie entwickelte nicht nur umfassende Marketingstrategien, die für das einzelne Mitglied nur schwer zu leisten wären. Das Tätigkeitsgebiet der Marketinggesellschaft umfasste auch vielfältige andere Bereiche: Neben der Erarbeitung von Konzepten für einen geeigneten Standort, das passende Sortiment, die Laden- und Schaufenstergestaltung sowie die Preisbildung bot sie ihren Mitgliedern EDV-unterstützte Organisationshilfe bei Abrechnungen und Buchungsarbeiten. Ebenso wichtig war die „Vermittlung von verkaufsfördernden Ideen und die Entwicklung von Impulsen“. Durch Kurse und die Hilfe von Fachberatern erhielten die Mitgliedsbäcker und -konditoren Einblick in neue Backtechniken und -verfahren. Ab 1980 konzentrierte sich die Marketinggesellschaft auf das Angebot von Leasinglösungen.

Werbebild 1971: „Für jeden Geschmack das richtige Brot präsentiert diese hübsche „Bäckerin“ zum Auftakt der Anuga. Vom leichten Weißbrot bis zum deftigen Bauernbrot reicht das umfassende Angebot an deutschen Brotsorten. Damit kommt das Backgewerbe dem Wunsch des Verbrauchers nach, der täglich die Wahl zwischen mindestens vier Brotsorten haben will.“
Werbebild 1971: „Lebensmittel-Experte hinter dem Ladentisch – das ist der Beruf der Bäckereiverkäuferin heute. Mit rund 200 verschiedenen Brotsorten und über tausend Sorten Feingebäck ist Deutschland unbestritten das Land der Bäcker. Das verlangt von der Dame hinter der Theke entsprechend große Fachkenntnisse. In zwei Jahren Lehre wird sie für diesen Spezialberuf fit gemacht und zählt dann aber auch schon zu den Spitzenverdienerinnen unter den Verkäuferinnen.“
Werbebild Anfang der 1970er Jahre: „Backwaren spielen im bundesdeutschen Haushalt eine immer größere Rolle. Der Trend geht eindeutig zu mehr Zwischenmahlzeiten. Auch abends bleibt in Deutschlands Wohnungen die Küche immer häufiger kalt. Eine Brotmahlzeit hält gesund und vor allem auch schlank.“

Die „Taktik der offenen Tür“

Den Ausbau ihres Leistungsangebots präsentierte die BÄKO in einem Beiheft („Kleiner Steckbrief“) zu ihrem Geschäftsbericht des Jahres 1973. Sie bewarb ihre Tätigkeit als „Spezialgroßhandlung“ und Dienstleistungsunternehmen, das Bäcker und Konditoren auf allen Stufen ihres unternehmerischen Tuns berät. Ein sogenannter „Unternehmerischer Generalplan“ umfasste alle für die Mitglieder relevanten Aufgaben: Marktforschung, Standortplanung, Produktplanung, Vertrieb (Wahl und Pflege der Vertriebswege, Werbung, Verkaufsförderung, Verkaufs- und Verkaufskostenkontrolle, Kundendienst). Mit ihrer Markt-Taktik und Firmenphilosophie demonstrierte die BÄKO das breite Angebot für ihre Mitglieder, wobei ihre Organisation nach Marktgruppen eingeteilt wurde, die jeweils von einem Produktmanager betreut wurden. Diese Produktmanager waren zumeist viele Jahre, wenn nicht Jahrzehnte bei der BÄKO tätig und boten den Mitgliedern daher nicht nur eine zuverlässige, sondern vor allem auch individuelle und persönliche Beratung und Unterstützung.

Das Produktportfolio der BÄKO wurde zur Mitte der 1970er Jahre erneut erweitert. Zu Beginn des Jahres 1976 gründete die BÄKO die „Sügro Süsswarenhandels GmbH“ zur Betreuung und Belieferung der bestehenden Kunden der Firma Adler & Konrad. Durch diese Gründung konnte der Umsatz mit Süßwaren im BÄKO-Absatzgebiet erheblich gesteigert werden, ebenso wie durch Backvorführungen, Seminare und Diskussionsrunden. Schon im ersten Geschäftsjahr erzielte die Sügro einen Umsatz von mehr als 4,5 Mio. D-Mark.

„Kleiner Steckbrief“
Werbebild der BÄKO

Wirtschaftliche Entwicklung der Bäko
von 1970 bis 1980

entwicklung von Mitgliedern und Mitarbeitenden der Bäko von 1970 bis 1980

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